Eingekocht habe ich schon immer gerne. Über einen Obstmarkt zu schlendern und die verschiedenen Früchte zu kosten und dann zuhause in Marmelade zu
verwandeln, gehört für mich zu den größten Vergnügen. Vor etwa 12 Jahren beschloss ich dann, aus meinem Hobby mehr zu machen.
Ich meldete mich einfach in Salzburg am Sternadvent-Markt an. Während dem Weihnachtsmarkt 2006 wollte ich in einem Stand meine Marmeladen verkaufen. Ich hatte etwa 15
verschiedene Sorten gemacht - alles zusammen nur einige hundert Gläser.
Leider begann meine Karriere als Marmeladen-Produzentin mit einem Desaster: Unerfahren wie ich war, hatte ich keine Vorstellung davon, wie schwer ein Regal
mit Marmeladengläsern werden kann. Als ich die Hütte fast eingeräumt hatte, krachte alles zusammen.
Von meinen Marmeladen blieb nur ein klebriger Haufen Scherben am Boden der Hütte. Ich hätte heulen können. Aber aus Stolz biss ich die Zähne zusammen,
fuhr zurück nach Wien, holte neue Marmeladen, beauftragte einen Schreiner ein festes Regal zu bauen und räumte alles nochmal neu ein.
Der Erfolg entschädigte mich für die Mühe. Es kamen viele Kunden, die wirklich begeistert waren, daß jemand Marmeladen mit sehr wenig Zucker, aber gleichzeitig ohne
künstliche Konservierungsmittel herstellte. Auch die Vielfalt meiner Sorten gefiel den Leuten.
Inzwischen kann ich über meine Anfänge nur lächeln. Heute produziere ich in meiner kleinen Manufaktur mehrere zehntausend Gläser pro Jahr, die ich nicht nur am
Weihnachtsmarkt beim Schloss Schönbrunn in Wien verkaufe, sondern auch in meinen beiden Ladengeschäften in Wien und Salzburg.
Das ist nur möglich geworden, weil nun auch mein Ehemann, nach seiner Pensionierung, mithilft. "Staindl's Handgemachte Delikatessen" ist inzwischen ein kleiner
Gewerbebetrieb mit sechs Mitarbeitern. Obwohl ich nun schon bald 70 Jahre alt bin, habe ich noch große Pläne für die Zukunft.